Wunder erfahren – Kinder, die Bücher entdecken

Der erste Eindruck

Welch ein grandioses Pappbilderbuch! Es kommt auf den ersten Blick unscheinbar daher, doch je öfter man es zur Hand nimmt, desto mehr entfaltet es sich.

Die Geschichte ist recht simpel: ein Kind (genderneutral!) geht zur Tür hinaus. Es hat einen viel zu großen gelben Strohhut auf und sieht dadurch nichts. Die Buchbetrachtenden erkennen so zudem auch nicht das Gesicht des Kindes. Es ruft nach seiner Mutter: „Mama?“

Die Geschichte

Damit geht eine wunderbare und mega simple und gleichzeitig super spannende Geschichte los. Auf jeder Doppelseite sehen wir nun das Kind wie es fragt: „Mama?“ (na, wie viele unterschiedliche Betonungen des Wortes als Frage bekommt ihr so hin?). Als Antwort bekommt es jeweils den Laut des Bauernhoftieres, dem es über den Weg läuft, ohne Mama zu sein. Die Küken antworten kleinlaut „Pie Pie Piep“, das Schaf blökt schon lauter sein „Määh“, die Ente rennt „Quaak quaak“end weg, die Kuh „muuh“t so laut, dass das Kind sich erschreckt und so weiter. Bis das Kind schließlich seine Mutter findet und den Grund für die Suche nach ihr benennt. Es glaubt, dass sein Hut zu groß ist.

Hier kommt nun die erste schöne Wendung, als die Mutter sich hinunterbeugt antwortet, dass der Hut genau richtig sei und Papa auf das Kind warte. Schönes Spiel mit der Perspektive übrigens – jetzt erst sieht man, dass sie auch einen Gesicht verdeckenden Strohhut trägt. Und dann die zweite, für Erwachsene vorauszuahnende und dennoch sehr witzige Wendung: das Kind läuft wieder los und…“Papa?“

Die Sprache

Vom Textlichen her gibt es nicht viel mehr zu berichten. Sprachlich gibt das Buch aber noch so einiges her!

Man kann schön mit den Betonungen des Wortes MAMA spielen und sich austoben, was die Tierlaute angeht.

Kleinkinder, die sprechen lernen werden nach wenigen Malen in den Dialog mit dem „Vorlesenden“ treten können. Erwachsener „Mama?“ – Kind macht den Laut des Tieres, auf welches der Erwachsene zur Unterstützung zeigt.

Mit größeren Kindern, die schon ein wenig mehr sprechen können eignet sich das Buch darüber hinaus perfekt zur dialogischen Buchbetrachtung. Aktivitäten können benannt werden, die Tiere, Farben, Gefühlszustände (des Kindes und der Tiere) sowie Gegensätze (laut, leise, groß, klein).

Mit Kindern, die Geschichten schon verstehen und sich bereits in Sätzen ausdrücken können, könnte man nun noch überlegen, wo Papa zu finden ist und was das Kind bis zu ihm alles erlebt.

Die Illustrationen

Die Bilder sind ebenfalls hervorragend für kleinere Kinder gedacht worden: die Grundfarben sind vordergründig gewählt worden. Die wenigen Farbmischungen und nur die nötigsten Schattierungen (mit jeweils nur einer dunkleren Nuance der jeweiligen Farbe) machen die Bilder sehr klar. Der Hintergrund der Szenerien ist weiß, so lenkt er nicht von den Figuren ab. Ansonsten gibt es neben dem Kind und den unterschiedlichen Tieren nur die Wiese (auf jeder Seite) und ab und an einen Baum, Busch oder Blumen zu finden.

Mein Fazit

Dieses Pappbilderbuch hat die Auszeichnung mit dem „WunderBallon“ des Sommers mehr als verdient und gehört in jedes Kinderzimmer und in jede Kita! Es bietet so viele Beschäftigungsmöglichkeiten, dass es dazu einlädt, immer wieder in die Hand genommen zu werden. Es kann somit nur zu einem „Nochmal!“-Lieblings-Buch werden!

Kam bei den Brabbelkäfern und ihren Eltern in Veranstaltungen sehr gut an!

„Mama, bist du’s?“
Text: Michael Escoffier
Illustration: Matthieu Maudet
Verlag: Moritz
Erscheinungsjahr: 2022
ISBN: 978-3-89565-425-1
Coverbild: Copyright Moritz Verlag

Vielen Dank dem Moritz Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplares!