„Ein Wort, das ein Kind nicht kennt, ist ein Gedanke, den es nicht denken kann.“ – Wolfgang Meier
Es beginnt mit Sprache.
Die Liebe, das Wachsen, das Leben.
Sprache ist der Schlüssel zum Lesen und zu gesellschaftlicher Teilhabe.
Lesen öffnet die Tür zur Bildung, aber auch zu bis dahin undenkbaren Gedanken.
Hat das Kind die erste Hürde des Spracherwerbs genommen, kann es in die Welt der Geschichten, Bilder und Bücher eintauchen. Der Weg zur Literacy wird sehr früh angelegt. Ob das Kind ihn geht, mit Freude oder mit Mühe oder ob es sogar unterwegs anhält und vom Weg abkommt, hängt vom (familiären) Umfeld des Kindes ab.
Was ist Literacy?
Eine Definition: Literacy umfasst Fähigkeiten wie Textverständnis und Sinnverstehen einer Geschichte, sprachliche Abstraktion, Lesefreude und Vertrautheit mit Büchern, den schriftlichen Ausdruck und Schriftsprache, literarische Sprache sowie zu einem bestimmten Anteil Medienkompetenz.
(in: „Sprechen, Lesen, Schreiben – Literacy für Vorschulkinder“ von Ulrike Erb-May, 2017 bei Beltz)
Es geht, kurz gefasst, um die Lust, Lesen zu lernen. Um die Lust Büchern und Geschichten zu lauschen oder sogar selbst welche zu erfinden. Aus der Lust, Lesen lernen zu wollen entsteht meist auch das KÖNNEN.
Warum ist Literacy wichtig?
Lesen ist DIE Kernkompetenz für alles weitere Lernen.
Die Lernebenen, die beim Kind während des Vorlesens oder der Buchbetrachtung angeregt werden, sind: Sprache sowie die emotionale, kognitive und soziale Entwicklung. Sie alle sind für einen erfolgreichen Bildungsweg nötig.
Was ist Early Literacy?
Die Vorläufer zu den Literacy-Kompetenzen (die ein Kind mit Eintritt in die Schule bzw. im Laufe der Schulzeit erlernt) beschreibt die Early Literacy – oder auch die „Leselauschlust“.
Zur Early Literacy gehören Kompetenzen wie:
- Sprechen
- (konzentriertes) Zuhören
- Wertschätzender Umgang mit Büchern
- Spielerisches Schreiben und erste Beschäftigung mit Buchstaben und Lauten
- Wissen um die Funktion von Schrift
- Phonologische Bewusstheit
- Motorische Fähigkeiten (Mund und Hand)
- Mehrsprachigkeit
Der Sprach- und Literacy-Erwerb funktioniert hauptsächlich über Bindung und Beziehung – also von Mensch zu Mensch.
Mit Blick auf die unter Sechsjährigen sprechen wir bei der Early Literacy die Fürsorgepersonen der Kinder an: (Groß-/Pflege-/Adoptiv-) Eltern und pädagogisches Fachpersonal. Für eine gelungene Entwicklung im Bereich der „Leselauschlust“ müssen wir also den ersten und zweiten Bildungsort mit ins Boot holen.
Was ist Familien-Literacy?
Bindung und Beziehung stehen im Fokus und damit auch das Zuhause der Kinder und die Kindertageseinrichtungen. Sehen und erleben die Kinder den Umgang mit Sprache, Geschichten und Büchern, wird es zu etwas Selbstverständlichem für sie, was sie jeden Tag begleitet.
In vielen Familien wird als Abendritual vor dem Schlafen noch gelesen. In gemütlicher Atmosphäre klingt der Tag aus, bietet vielleicht sogar noch über das Buch Gesprächsanlässe zu den Tagesereignissen. „Viele Familien“ sind aber längst nicht ALLE.
Mehr als ein Drittel der Eltern lesen ihren Kindern nur selten oder nie vor und fungieren somit selbst auch nicht als Vorbild. Das Buch ist nicht Alltagsgegenstand.
Leider ist Bildung immer noch am sozialen Herkunftskontext geknüpft und so haben es Kinder aus entsprechenden Haushalten einfach schwieriger. Mit der jährlich stattfindenden Aktion „Jedem Kind ein Buch!“ versuchen wir in diesem Punkt etwas in unserer Heimatstadt zu bewegen.
Die Familien-Literacy, wie ich sie definiere, setzt dort an: Eltern motivieren.
Niederschwellige Angebote, bei denen sie leicht zu lesende und ästhetisch illustrierte Bilder- und Vorlesebücher vorgestellt bekommen. Literaturveranstaltungen wie Lesungen, die ihre eigenen Vorlieben für Geschichten bedienen. Oder sie sogar selbst eine Geschichte oder Bilderbuch für ihr Kind erfinden und gestalten lassen. Passende Formate gibt es bei „Veranstaltungsprogramm für Erwachsene“.
Kitas sind hier die „Schlüsselakteure“. Sie haben die Eltern und Kinder im tagtäglichen Umgang in der Einrichtung und können durch Einbeziehung der gesamten Familie ihren so wichtigen Beitrag zur Bildungschancengleichheit leisten.
Literacy fördern
Mit „Bringt die Bücher zu den Kindern!“ habe ich ein Veranstaltungsprogramm zusammengestellt, welches alle Akteure rund ums Kind und auch es selbst in den Sprach- und Literacy-Erwerb miteinbeziehen.
Finden (schon) regelmäßig Aktionen und Veranstaltungen zu Sprache, Geschichten und Büchern in Ihrer statt, können Sie die Zertifizierung zum „WörterWunderKinderGarten“ durchlaufen und sich für das „Gütesiegel Buchkita“ bewerben.
Ich bin mit Wörter.Wunder.Welten schon bei einigen Institutionen Mitglied, als beratende Literaturpädagogin und als Kooperationspartnerin aktiv.
Lassen Sie uns gemeinsam mit den Kinder den Weg in eine leselustvolle Gesellschaft gehen!
Foto: Wörter.Wunder.Welten (2023)